Stadtarchiv


Kurzinformation über das Stadtarchiv

Geschichte
Aufgaben
BestΣnde
Benutzung


Geschichte des Stadtarchivs Tⁿbingen

Sicherlich besa▀ Tⁿbingen, wie andere StΣdte vergleichbarer Gr÷▀e, bereits seit dem Mittelalter ein stΣdtisches Archiv, in dem alle Schriftstⁿcke von Bedeutung aufbewahrt wurden. Genauere Nachrichten ⁿber Umfang und Ordnung des Archivguts liegen uns jedoch erst aus der zweiten HΣlfte des 18. Jahrhunderts vor. Damals bemⁿhte sich der Stadtschreiber und kaiserliche Notar Johann Georg Hehl um die Ordnung der offensichtlich vernachlΣssigten stΣdtischen Urkunden, die er, soweit sie ihm wichtig erschienen, in ein Dokumentenbuch abschrieb. Im Vorwort zu diesem Buch berichtet er:

"An diesem mit vieler Mⁿhe und Unlust verbundenen GeschΣft nun habe ich schon im April 1758 den anfang damit gemacht, da▀ ich von dem damaligen Herrn AmtsBurgermeister Schuler, die in der Burgermeister-Stube befindlichen papierne und pergamintene Brief, 4 gro▀e K÷rbe voll, als Heu und Stroh untereinander gemischt, ⁿbernommen, zu vordrist das unbrauchbare von dem brauchbaren separiert, letzteres von Staub, Mau▀kot und anderem Wust gesΣubert und anligendes General-Repertorium darⁿber begriffen habe."

Noch dringender als die Verzeichnung der stΣdtischen Urkunden war gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Ordnung der seit dem Mittelalter erheblich angewachsenen Akten und Folianten, mit der man schlie▀lich im Jahr 1810 begann. Doch traf man zu Beginn der Ordnungsarbeiten eine aus heutiger Sicht verhΣngnisvolle Entscheidung. Weil "die seit einigen Jahrhunderten gesammelten Acten sich so sehr angehΣufet" hatten, da▀ "der vorhandene Raum sie nicht mehr hΣtte fassen k÷nnen" beschlo▀ man, einen gro▀en Teil der Σlteren Archivalien (vor 1750) zu vernichten. Lediglich das Spitalarchiv, das sich damals noch nicht im Rathaus befand, blieb von dieser barbarischen Aktion verschont. Es zΣhlt heute zu den wichtigsten und Σltesten BestΣnden des Stadtarchivs.

WΣhrend des 19. und 20. Jahrhunderts wurden die stΣdtischen ArchivbestΣnde zwar mehrfach auf unzulΣngliche Weise inventarisiert, wegen mehrerer Umlagerungen des Archivguts k÷nnen diese Verzeichnisse jedoch heute nur noch bedingt als Findmittel benutzt werden. Zu erwΣhnen ist in diesem Zusammenhang vor allem das 1914 ver÷ffentlichte Archivinventar von Duncker, das zwar einen ▄berblick ⁿber die Urkunden des Stadtarchivs gibt, aber die Akten und BΣnde nur Σu▀erst summarisch erfa▀t. Zur Betreuung ihres Archivs hat die Stadt 1953 erstmals einen ausgebildeten Archivar eingestellt. Seitdem zΣhlt zu dessen Hauptaufgabe die Erstellung brauchbarer Findbⁿcher. Heute ist die Verzeichnung der AltbestΣnde (vor 1806) im wesentlichen abgeschlossen. Auch fⁿr die Akten aus der ersten HΣlfte des 20. Jahrhunderts liegen bereits Findbⁿcher vor. Fⁿr die interessanten BestΣnde des 19. Jahrhunderts sind die Erschlie▀ungsarbeiten dagegen noch in vollem Gange.

Durch die Eingemeindungen der drei▀iger Jahre und die Gemeindereform der siebziger Jahre erwuchs dem Stadtarchiv ein neues Aufgabengebiet: die Betreuung von zehn Ortsarchiven, die mit Ausnahme von Lustnau und Derendingen in den jeweiligen RathΣusern verwahrt werden. Die Ordnung und Verzeichnung dieser BestΣnde wurde Anfang der neunziger Jahre im wesentlichen abgeschlossen. Damit steht den Benutzern eine Vielzahl interessanter Quellen aus Gebieten mit ganz unterschiedlicher Tradition und Geschichte zur Verfⁿgung: vom katholisch vorder÷stereichischen Hirschau ⁿber das reichsritterschaftlich evangelische Kilchberg zum altwⁿrttembergischen Derendingen und zu dem von seiner besonderen Geschichte geprΣgten Klosterdorf Bebenhausen.



Aufgaben des Stadtarchivs

Das Stadtarchiv verwahrt in seinen Magazinen die schriftliche ▄berlieferung zur Geschichte der Stadt Tⁿbingen. Im wesentlichen handelt es sich dabei um die Urkunden, Amtsbⁿcher, Akten und PlΣne, die seit dem Mittelalter aus der TΣtigkeit der Stadtverwaltung hervorgegangen sind. Das Archiv stellt somit das "GedΣchtnis der Verwaltung" dar, mit dessen Hilfe sich Rechtstitel und Besitzansprⁿche der Stadt und ihrer Bewohner oft noch nach Jahrhunderten belegen lassen. Neben dieser alten Funktion der Rechtssicherung gibt es heute zahlreiche weitere Aufgaben.
Das Archivgut wird der wissenschaftlichen und privaten Forschung zur Verfⁿgung gestellt. Das Stadtarchiv betreibt Forschungen zur Stadtgeschichte Die Ergebnisse flie▀en in Ver÷ffentlichungen und Ausstellungen ein. Neben der ▄bernahme und Erschlie▀ung der "organisch" bei den stΣdtischen ─mtern erwachsenen Archivalien betreibt das Stadtarchiv eine eigene zeitgeschichtliche Dokumentation, in der systematisch nach Themen geordnet Presseausschnitte, FlugblΣtter, Plakate und Σhnliches Material gesammelt werden. Diese Sammlung stellt nicht nur eine schnell einsehbare und einfache Informationsquelle dar, sie erfa▀t auch solche Lebensbereiche und Themen, die in beh÷rdlichen Akten nicht ⁿberliefert werden. In einer stΣndig wachsenden Datenbank werden alle Ver÷ffentlichungen zur Tⁿbinger Stadtgeschichte bibliographisch erfa▀t. Wer Informationen zu einem Thema sucht, findet in den derzeit 25.000 Titelaufnahmen (1995) der Archivbibliothek oft die ersten Hinweise.



Die wichtigsten BestΣnde des Stadtarchivs

  • StΣdtische Urkunden ab 1415

  • Spitalurkunden ab 1283

  • StadtbΣnde vor 1806, z.B. Dokumentenbⁿcher 17. und 18. Jahrhundert mit Σlteren Urkundenabschriften; Bⁿrgermeisterrechnung 1540, 1541, 1750 ff.; Stadtrechte von 1388 und 1493; Statuten und Ordnungen 15. bis 18. Jahrhundert; Gerichtsprotokolle ab 1629; Untergangsprotokolle ab 1687; Inventuren und Teilungen ab 1675; Kaufbⁿcher ab 1625; Gⁿterbⁿcher ab 1663; Steuerbⁿcher ab 1780; Bⁿrgerbⁿcher ab 1672

  • BΣnde von Stadt und Amt Tⁿbingen vor 1808, z. B. herrschaftliche und landschaftliche Verhandlungen 18. Jahrhundert; Befehlbⁿcher 18. Jahrhundert

  • BΣnde und Akten der sozialen Einrichtungen vor 1806 (Hospitalpflege, Stiftungspflege, Armenkastenpflege, Lazarettpflege), z. B. Hospitalrechnungen ab 1615; Lagerbⁿcher ab 1523; Jahresrechnungen der Stiftungspflege ab 1756; Stiftungsbeschreibungen ab 1752; Armenkastenrechnung ab 1604

  • Akten von Stadt und Amt Tⁿbingen vor 1806, z. B. Beziehungen zwischen Stadt und UniversitΣt, Besitz und Rechte der Stadt, Bauwesen, Finanzen, Landwirtschaft, Forstwesen, Gewerbe und Handel, Kirche, Schule, Armenwesen, Polizei, Kriegswesen

  • Akten des Stadtgerichts Tⁿbingen 18. und 19. Jahrhundert : EinzelfΣlle nach Namen

  • Testamente 1700-1846

  • Pflegschaftsakten 18. bis 20. Jahrhundert, z. B. Verm÷genspflegrechnungen fⁿr Waisen, Auswanderer, Entmⁿndigte etc.

  • Ortsarchive von Bebenhausen, Bⁿhl, Derendingen, Hagelloch, Hirschau, Kilchberg, Lustnau, Pfrondorf, Unterjesingen, Weilheim

  • Fremdarchivalien u.a. des Klosteramtes Bebenhausen vor 1808, z. B. Befehlbⁿcher ab 1627; Konzeptbⁿcher der Klosteramtschreiberei ab 1747

  • NachlΣsse und Deposita, z. B. von Reinhold Rau (1896-1971); Familienarchiv Schweickhardt (vorwiegend 19. und 20. Jahrhundert)

  • Sammlungen, z.B. Zeitgeschichtliche Sammlung von Presseausschnitten, Druckschriften, FlugblΣttern, Plakaten usw.; Sammlung von historischen PlΣnen und Karten

  • Bibliothek des Stadtarchivs : Historische Darstellungen, Amtsdrucksachen, Tageszeitungen (u. a. Tⁿbinger Chronik ab 1855). Ca. 25.000 Titel



Die Benutzung des Stadtarchivs

Der Leseraum des Stadtarchivs befindet sich im Rathaus (Am Markt 1) und ist zu folgenden Zeiten ge÷ffnet: Montag, Mittwoch, Donnerstag 8.00 - 11.30 Uhr, Dienstag 8.00 - 17.00 Uhr, Freitag 8.00 - 13.00 Uhr, und nach Vereinbarung. Da die Anzahl der LeseplΣtze beschrΣnkt ist, empfiehlt sich eine vorherige telefonische Anmeldung (Telefon: 07071/204305). Die Benutzung fⁿr wissenschaftliche und heimatkundliche Zwecke ist gebⁿhrenfrei, lediglich bei privater Familienforschung oder kommerzieller Nutzung wird eine Gebⁿhr erhoben. Bei allen Ver÷ffentlichungen, die auf Quellenmaterial des Stadtarchivs beruhen, wird ein kostenloses Belegexemplar fⁿr die Archivbibliothek verlangt.


Literatur

Das Archiv der Stadt Tⁿbingen (Kleine Tⁿbinger Schriften Heft 2), Tⁿbingen 1956 Duncker, Die Pfarr- und Gemeinderegistraturen des Oberamts Tⁿbingen (Wⁿrttembergische Archivinventare, Heft 11), Stuttgart 1914 Ver÷ffentlichen des Stadtarchivs Tⁿbingen seit 1963; bislang sind 6 BΣnde erschienen.

Anschrift
Stadtarchiv
Postfach 2540
D 72015 Tübingen

Telefon
07071/204-305

Fax
07071/204-446

Lesesaal und Büros
Rathaus, Am Markt 1
4. Etage

Öffnungszeiten
Montag, Mittwoch, Donnerstag 8.00 - 11.30 Uhr, Dienstag 8.00 - 17.00 Uhr, Freitag 8.00 - 13.00 Uhr, und nach Vereinbarung

Archivleiter
Udo Rauch

Stellvertreterin
Antje Zacharias
Tel. 07071/204-706